Weltweit betrachtet gibt es ca. eine Milliarde Hunde. Davon leben nur 13! Prozent eng mit dem Menschen zusammen. 87 Prozent leben autark, oft fehlt der Kontakt zum Menschen gänzlich, oder findet nur punktuell statt. In Deutschland sind es offiziell zehn Millionen Hunde, die eng mit dem Menschen zusammenleben. Der „klassische“ Straßenhund, den es in Deutschland nicht gibt, gehört vor allem in Süd- und Osteuropa zum normalen Stadtbild.
Hunde sind gut angepasst an die Lebensbedingungen, in die sie hinein geboren werden. Auch der Straßenhund, dem manch einer ein besonders hartes Leben nachsagt. Natürlich sterben diese Hunde statistisch vergleichsweise früher als in Deutschland lebende Hunde. Die Lebensbedingungen sind mitunter härter, aber das gleich zu setzen mit weniger Lebensqualität ist ein fataler Fehler. Es wird leider in den letzten Jahren immer mehr, dass der Mensch in Lebensumstände im Ausland lebender Hunde eingreift, und subjektiv bewertet, ob diese für die Hunde positiv oder negativ sind.
Damit man mich an dieser Stelle nicht falsch versteht, Tierschutz, egal ob im In- oder Ausland ist eine prima Sache, wenn er mit Sinn und Verstand betrieben wird. Dazu gehört eine große Portion Fachkenntnisse, ob genau dieser Hund „gerettet“ werden muss und möchte, auf Erfahrung basierter Instinkt, ob der Mensch, der besagten Hund adoptieren möchte überhaupt zu ihm passt, und beide eine Chance haben miteinander glücklich zu werden.
In meinem Alltag als Hundecoach sehe ich leider nur zu oft, dass genau das mitnichten passiert. Hunde werden aus Transportern an Ihre neuen Menschen übergeben, die Arbeit der Tierschützer ist an dieser Stelle abgeschlossen und alle Beteiligten müssen nun sehen wie es weiter geht. Leider kommt es genau bei diesen Übergaben dazu, dass die Hunde, vollkommen überfordert mit der Situation, entlaufen und verenden oder angefahren werden. Aber das wäre einen eigenständigen Blog Artikel wert und würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen.
Ist der Hund nun doch sicher übergeben, ist es russisch Roulette ob Mensch und Hund ein gutes Team werden, da der Hund meist nur nach spärlichen Infos der Tierschützer und Optik ausgewählt wurde.
Mir kommt es so vor, als ob Menschen, denen ich das gute Herz gar nicht absprechen möchte, einfach nur drauf los retten, was bei drei nicht auf den Bäumen ist. Von Wissen um die Natur des Hundes und seinen Bedürfnissen fehlt jede Spur, denn das macht man ja nur als „Hobby“ nebenbei um was Gutes zu tun und „für die Hunde ist ja alles besser als das was sie jetzt haben „.
Die Hunde werden aus ihren Lebensumständen gerissen und in eine neue Welt geworfen, in der sie sich erstmal zurechtfinden müssen. Manchen gelingt das ihr Leben lang nicht. Bei den Menschen die diese Hunde adoptieren, weicht recht schnell der Freude über das neu erworbene Familienmitglied, die Ernüchterung, dass man sich das alles ja ganz anders vorgestellt hat. Der Hund ist traumatisiert anstatt Dankbar, ist überfordert mit Haus, Kind und Geräuschen, hat einen ausgeprägten Jagd- oder Schutztrieb, und alle Beteiligten sind enttäuscht und verunsichert.
Und das muss ich als Coach ehrlich sagen: Manche Konstellationen sind zum Scheitern verurteilt. Da nutzt das beste Training nichts. Der Hund landet dann recht zügig wieder woanders.
Möchte man einen Hund adoptieren, speziell wenn es sich um einen Hund aus dem Auslandstierschutz handelt, sollte man sich in jedem Fall vorher! von einem Profi beraten lassen und zusammen abgleichen, ob genau dieser Hund, den man sich vielleicht schon ausgesucht hat, überhaupt zur Lebensweise passt. Rassetypische Verhaltensweise sollten ebenfalls in die Überlegungen mit einbezogen werden, wie Alter, Geschlecht oder Größe. Ich rate absolut davon ab, Hunde zu adoptieren, die man vorher nicht einmal kennenlernen konnte. GUTE Tierschutzarbeit würde Mensch und Hund erstmal zusammenführen, vorher mit den Adoptanten besprechen was wichtig und zu bedenken ist, und sie darauf vorbereiten, was auf sie zukommt, wenn Hund XY zu ihnen zieht. Nur dann hat auch der Adoptant eine faire Chance sich vorher zu überlegen, ob der Trainingsaufwand den dieser spezielle Hund mit sich bringt stemmbar ist, und der Hund hat eine faire Chance, dahin vermittelt zu werden, wo seine Bedürfnisse befriedigt werden.
Schlussendlich ein Hoch auf all die Tierschützer und Tierschutzorganisationen die einen ganz tollen Job machen und fundiert, mit Sachverstand die Welt vieler Menschen und Hunde schöner machen!