An manchen Tagen fällt es mir ausgesprochen schwer die Ruhe zu bewahren, da entscheide ich mich schon an der Haustüre, heute doch besser irgendwo hin zu fahren, wo meine Hunde und ich nicht alle paar Meter mit Hundebegegnungen penetriert werden, ob wir signalisieren, dass wir das wünschen oder nicht. Viele Begegnungen sind respektvoll und es entwickelt sich ein nettes Gespräch zwischen dem anderen Hundehalter und mir, in der Regel, gibt es dann auch zwischen den Hunden kein Problem. Denn es heißt ja nicht umsonst „wie der Herr so`s Gescherr…“. Aber es geht leider nur zu oft auch anders.
Ich nehme die Spaziergänge zur Gassi-Rush-Hour gerne als Übung für meine junge Hündin, denn Impulskontrolle muss geübt werden, auch für Hunde eines Hundecoachs. Aber auch ich habe mal einen schlechten, anstrengenden Tag und möchte beim Spaziergang auch nur mal meinen Gedanken nachhängen.
Bei allem Verständnis dafür, dass nicht jedem die Faszination für Sprache und Kommunikation der Hunde in die Wiege gelegt wurde, frage ich mich schon, warum manche Menschen sich ausgerechnet einen Hund angeschafft haben, und im Zusammenleben im Laufe der Jahre so gar nichts über die Sprache Ihres Hundes gelernt haben. Ganz im Gegenteil, der eigene Hund wird zudem noch vollkommen falsch eingeschätzt und interpretiert.
Besonders die Flexi-Leinen-Fraktion, bringt mich regelmäßig, sowohl bei Spaziergängen mit Klienten, als auch privat mit meinen Hunden, an den Rand des Wahnsinns, mit großer Lust meine gute Kinderstube mal für einen Moment zu vergessen.
Nein, nicht jeder Hund möchte mit jedem Hund ungefragt Kontakt haben. Das liegt auch gar nicht in der Natur des Hundes stets und ständig fremde Kontakte zu knüpfen. Gerade erwachsenen Hunden, sind Artgenossen oft relativ egal. Gegen feste Hundefreundschaften mit einem ausgewählten, wiederkehrenden Kontakt ist durchaus nichts einzuwenden und vielen Hunden willkommen.
Nun möchten meine Hunde und ich aber doch in den Entscheidungsprozess des Kontaktes mit einbezogen werden. Das interessiert manche Hundehalter aber nun gar nicht, Fiffi ist doch so nett und will ja nur mal schnell schnüffeln (nein dein Köter prollt schon seitdem wir aufeinander zugehen und möchte nicht nur mal kurz schnüffeln, sondern erklärt gerade der ganzen Welt, inklusive mir und meinen Hunden, dass das hier seine Hood ist, und jeder von ihm gepflegt auf die Fresse bekommt, der es wagt das in Frage zu stellen).
Und der kleine 40 Kilo schwere 15 Monate alte Filou, der einfach mal über meine angeleinten Hunde hinweg bügelt als wenn es kein Morgen mehr gibt, möchte vielleicht wirklich nur spielen, hat aber von DIR lieber Mensch an der anderen Seite der Leine nicht gelernt, dass man vielleicht vorher mal höflich fragt ob das Gegenüber das auch möchte, und das sowohl Mensch als auch Hund über Individualdistanz verfügen, in die man nicht einfach so reinbrettert wie es einem gefällt.
Kommen wir nochmal auf die Flexi-Leinen-Fraktion zu sprechen: Oben erwähnter Fiffi ( der mit dem ausgeprägtem Hang zum Größenwahn) ist durchaus in der Lage schnell von prollen zu flirten zu switchen, sobald er merkt, dass es sich bei dem Eindringling in seinem Revier um ein lecker Mädchen, wie es der Rheinländer gerne ausdrückt, handelt.
Dann zieht und zerrt er an der Flexi Leine (das krachende Geräusch der Flexi-Leinen Bremse die unter dem Druck des Leinenzugs nur so ächzt, lässt mich schon erahnen dass jetzt nichts Gutes kommen kann) bis der Mensch am andern Ende der Leine kapituliert und so viel Leine gibt, dass Fiffi noch im Vorbeigehen, oder auch wenn man schon vorbei gegangen ist, schnell noch sein Näschen im Hintern meiner Hündin vergräbt. Man gönnt sich ja sonst nix…
Den Haltern von Fiffis und Filous sei gesagt:
Ja es ist ok, oft sogar notwendig und zeugt mitnichten von mangelnder Erziehung oder Gefährlichkeit, wenn die Hunde anderer Hundehalter dazu genötigt werden, DEINEN VERDAMMTEN JOB zu übernehmen und DEINEM Hund zu erklären dass das Krönchen, dass er schon bei Einzug ins neue Zuhause aufgesetzt bekommen hat, hier draußen nichts wert ist und mal besser zu Hause geblieben wäre, und dass es ungemütlich werden kann, wenn man sich wie die Axt im Walde verhält.
Aber anstatt beschämt von dannen zu ziehen, und Google nach benachbarten Hundeschulen zu befragen, wird man genau von diesen Zeitgenossen noch angegangen, man solle doch mit seinem Hund besser nicht das Haus verlassen, der wäre ja unverträglich, aggressiv etc. Ungeachtet dessen, dass der Bogen, den man gedreht hat nicht größer hätte sein können um zu signalisieren, dass man eben keinen Kontakt möchte, weil ich aus der Ferne schon erahnen kann, mit wem wir es zu tun bekommen.
Es ist meine verdammte Pflicht, mich und mein Rudel, solchen Begegnungen erst gar nicht auszusetzen, und MEINE freie Entscheidung mit wem meine Hunde Kontakt pflegen und mit wem nicht. Punkt!
Mal abgesehen davon dass kein Rudel solche Begegnungen mit Vollzeit-Egoisten (sowohl Mensch als auch Hund sind gemeint) gebrauchen kann, gibt es genügend andere Gründe warum solche Begegnungen fatal und oft nachhaltige Folgen haben können, wenn es sich zum Beispiel um einen körperlich eingeschränkten Hund (Krankheiten, Alter, OP, Traumata ) oder um einen Hund im Training handelt.
Bitte nehmt doch einfach Rücksicht aufeinander!!
Für Fiffi wird es ein ganz neues Erlebnis sein, dass nicht die ganze Welt ihm gehört, ist aber notwendig um aus ihm einen wirklich sozial kompetenten Hund zu machen.
Wer sich immer noch schwer damit tut hündische und menschliche Kommunikation, und den Wunsch nach Individualdistanz zu deuten, dem hilft „die gelbe Schleife“, wenn die eigenen Spiegelneuronen mal wieder im Urlaub sind.
Sieht man einen Hund, der an Leine, Geschirr oder Halsband eine gelbe Schleife trägt, ist es von Nöten ABSTAND zu halten, weil dieses Mensch-Hund Gespann aus oben genannten Gründen keinen Kontakt wünscht, oder noch im Training ist.
Ganz einfach oder? Was ein bisschen mehr Respekt und Rücksichtnahme (ich spinne jetzt mal ganz verrückt rum und wünsche mir noch dazu eine Portion Wissen zur Kommunikation der Hunde) in dieser Welt so ausmachen würden….
Wie sagte schon Martin Luther King „I Have a Dream…“